Das Reithaus befindet sich im Park an der Ilm zwischen der Anna Amalia Bibliothek und dem Residenzschloss. Im Jahr 1718 wurde das Gebäude durch den Herzoglichen Baumeisters Christian Richter (1665-1722) im Barockstil errichtet. Es wurde auf den Ruinen des ursprünglichen Reithauses, welches durch die große Flutkatastrophe im Jahr 1613 zerstört wurde, erbaut.
Vor dem Reithaus befand sich ein großer Teich, welcher mit zahlreichen Wirtschaftsgebäuden der Wilhelmsburg umgeben war. Das Reithaus diente dem Marstall als Gebäude für den Reitunterricht. So war es beabsichtigt, dass sich die 5 mal 5 Meter hohen Torbögen des Reithauses im Marstall widerspiegeln.
Im Jahr 1774 wurde die angrenzende Wilhelmsburg vom Blitzschlag getroffen und vom Feuer zerstört. Von 1789 bis 1803 wurde das neue Schloss auf und mit den Ruinen der Wilhelmsburg erbaut. Für den Wiederaufbau berief Herzog Carl August eine Schlossbaukommission dessen Leitung Johann Wolfgang von Goethe übernahm. Goethe war maßgeblich am Bau des Residenzschlosses beteiligt.
Nach Beendigung des Wiederaufbaus im Jahre 1803 wurde das Reithaus durch Heinrich Gentz (1766-1811) an die klassizistische Fassade des Residenzschlosses angepasst. Der große Teich vor dem Reithaus und die Wirtschaftsgebäude wichen einem Exerzierplatz, der später in eine Wiese umgestaltet wurde und seitdem den Park vergrößert. So verschwand durch einen Blitzeinschlag in die Wilhelmsburg auch der Barockstil des Herzoglichen Baumeisters Christian Richter am Reithaus.
Die Räumlichkeiten des Gebäudes wurden nicht ausschließlich als Reithalle genutzt. Von 1767 bis 1768 diente das Reithaus der Starcksche Theatergesellschaft als Lagerstätte zum Stück „Minna von Barnhelm" von Gotthold Ephraim Lessing. Während der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt im Jahr 1806 wurde es zur Unterbringung gefangener Preußen und Sachsen genutzt. Im Jahr 1855 diente es übergangsweise erneut als provisorisches Gefängnis.
Das Bauhaus plante im Jahr 1921, Ausstellungsräume in das Reithaus einzubauen. Doch dieses Vorhaben wurde abgelehnt und das Reithaus als Verwaltungsgebäude der Landesregierung umfunktioniert. Jedoch hat das Bauhaus hierfür die Umbaupläne entworfen, welches daraufhin bis 1923 zwei Unterrichtsräume im Reithaus erhielt.
Nach einer umfangreichen Renovierung bezog das Ministerium für Gesundheit und Verkehr von 1947 bis 1948 die Räumlichkeiten. Ab 1951 bis zum Mauerfall 1989 war es ein Kinderkulturzentrum (Haus der Pioniere). Nach der Wende befand sich im Reithaus bis 1996 ein Schülerfreizeitzentrum. Seit dem Kulturstadtjahr 1999 wurde das Gebäude zum Seminar- und Veranstaltungshaus der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar umgebaut.
Der große Saal im Reithaus hat eine Größe von ca. 280 qm und bietet Platz für über 300 Personen. Zudem befinden sich 3 Seminarräume mit jeweils 60 qm im Haus.
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Adresse:
Reithaus Weimar