Im Jahr 1934 wurde erneut der Plan aufgegriffen, angrenzend an das Nietzsche-Archiv in der Humboldtstraße 36, eine Gedächtnishalle als Erweiterungsbau zu errichten. Aus diesem Grund verpflichtete der Thüringer Gauleiter Fritz Sauckel den Architekten Paul Schultze-Naumburg mit dem Bau einer imposanten Nitzsche-Gedächtnishalle. Nachdem sich Schultze-Naumburg bei der Planung anderer Bauprojekte mit Adolf Hitler überworfen hatte, wurden die Entwürfe der Nitzsche-Gedächtnishalle immer wieder abgelehnt. Letztendlich nahm Adolf Hitler selbst Einfluss an der Gestaltung und lies seinen Architekten Albert Speer die Entwürfe der Gedächtnishalle überarbeiten.
Der Entwurf sah einen klosterartigen Gebäudegrundriss mit großer Bibliothek, einigen Büroräumen und imposanten Sälen vor. Im Jahr 1937 wurde mit dem Bau begonnen, doch nach finanziellen sowie materiellen Engpässen konnte der Bau erst im Jahr 1940 fertiggestellt werden. Während der Bauphase wurde nachträglich ein Luftschutzraum im Gebäudekomplex installiert.
Da inzwischen der repräsentative Bau des Gauforums weitestgehend fertiggestellt worden war, schwand das öffentliche Interesse an der Nietzsche-Gedächtnishalle in der Humboldtstraße. Erst im Jahr 1943 rückte das Gebäude wieder in das öffentliche Interesse. Gauleiter Fritz Sauckel beschloss im Luftschutzraum des Gebäudes einen ersten Behandlungsplatz für die Verletzten der Luftangriffe einrichten zu lassen und lies Teile seiner Gauleitung in die Büroräume einziehen. Der Keller wurde zum Lager für kriegswichtige Dokumente, den Hausrat von Bombenopfern und historisch wertvollen Gegenständen. So wurden hier die Möbel von Friedrich Schiller aus dessen Wohnhaus eingelagert, nachdem diese durch Kopien ersetzt wurden. Die Möbel-Kopien mussten durch Häftlinge des KZ Buchenwald angefertigt werden.
Zum Schutz gegen alliierte Flieger wurde das Gebäude auf Anweisung Sauckels komplett in Tarnfarbe gestrichen. Die großen Glasflächen der Fenster allerdings, reflektierten das Licht so stark, dass diese zusätzlich mit Wasserlöslicher Tarnfarbe angestrichen werden mussten, welche nach jedem Regenschauer erneuert wurde.
Nach dem zweiten Weltkrieg ordnete das sowjetische Militär zur schnelleren Verbreitung ihrer Befehle die Einrichtung eines Rundfunkstudios in der damaligen Landeshauptstadt Weimar an. Der Bau der Nietzsche-Gedächtnishalle rückte dabei in den Mittelpunkt. Das Gebäude war leer und bot ausreichend Platz. Im Mai 1946 wurde mit den Umbaumaßnahmen begonnen. Für den Sendesaal wurde das Dach des damaligen großen Festsaals angehoben, der Gebäudeteil der Büroräume wurde aufgestockt und es entstanden zwei Sprecherräume und ein Schaltraum für den Rundfunk.
Am 01. Juni 1947 nahm das Studio seinen Betrieb auf. Um Serien und Filme für das Publikum in der DDR synchronisieren zu können, wurde im Jahr 1955 ein Synchronstudio im kleinen Saal eingerichtet. Die Akustik im großen Sendesaal soll so hervorragend gewesen sein, dass zahlreiche Künstler und Firmen hier ihre Musikaufnahmen für die Schallplattenproduktion machten.
Die letzte Sendung im Funkhaus Weimar lief am 29. August 2000. Der Rundfunk zog nach Erfurt in das neu gebaute Landesfunkhaus. Seitdem wurde es ruhig in der ehemaligen Nietzsche-Gedächtnishalle bzw. im alten Funkhaus Weimar. Es gab viele Ideen das Gebäude wieder einer Nutzung zuzuführen, doch viele Ideen wurden vorzeitig verworfen oder hatten keinen längeren Erfolg. Die Substanz des Gebäudekomplexes litt unter dem Verfall. Die Decken sind undicht und der Keller feucht. Wandverkleidungen lösten sich ab und der Fußboden allmählich auf. Ursprünglich am 4. November 2021, nun am 3. März 2022 soll das Objekt versteigert werden.
Adresse: Humboldtstraße 36 in 99423 Weimar
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Fotos: Andreas Werner